Emissionen aus Bauprodukten, Einrichtungsgegenständen und elektrischen Geräten vermischen sich mit Emissionen aus der Außenluft, die beim Lüften eingetragen werden. Auch Menschen und Tiere emittieren Stoffe, die in die Luft gelangen. Diese Vorgänge haben neben den physikalischen Rahmenparametern wie Luftfeuchte, Temperatur oder Luftwechsel einen signifikanten Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft insgesamt.
Funktionelle Baumaterialien können dazu beitragen, die Konzentration gesundheitlich relevanter Stoffe wie Formaldehyd oder unangenehm riechender Stoffe wie Chloranisole durch Adsorption oder Abbau zu reduzieren und damit die Qualität der Innenraumluft zu verbessern. Diese Baustoffe können bereits beim Rohbau zum Einsatz kommen, um den Eintrag unerwünschter Emissionen von vorne herein zu minimieren – zum Beispiel in Form von Holzwerkstoffen mit adsorbierender und katalytischer Funktion zur Minderung der Formaldehydemission aus den Bindemitteln der Holzwerkstoffe. Für die nachträgliche Reduktion unerwünschter Emissionen, etwa bei Sanierungsmaßnahmen, sind seit einiger Zeit katalytisch ausgerüstete Materialien für den Innenraum im Handel erhältlich, beispielsweise Beschichtungen für Wände wie Tapeten, Farben oder Putze, aber auch andere Produkte wie Gardinen, Fußbodenbeläge oder Fußmatten. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt darin, die Effektivität dieser Produkte zu untersuchen und den Herstellern Hinweise für deren Optimierung zu geben.
Für die erfolgreiche Konzeption von funktionellen Baustoffen genügt es nicht, einzelne Emissionen und Emissionsquellen zu betrachten, denn die emittierten Stoffe bleiben unter Umständen nicht unverändert in der Luft. Je nach Konstellation werden sie vielfach erneut adsorbiert und abgegeben, abgebaut oder reagieren miteinander zu neuen Stoffen. Unter bestimmten Bedingungen können aus unkritischen Stoffen durch Reaktion schädliche oder unangenehm riechende Stoffe gebildet werden. Dies gilt es bei der Konzeption von funktionellen Baustoffen zu berücksichtigen.
Beispielsweise sollte beim katalytischen Abbau der geruchsintensiven Verbindung Hexanal durch einen funktionellen Baustoff Wasser und Kohlendioxid entstehen. Bei schlecht konzeptionierten Baustoffen kann der Abbau jedoch zur Bildung von Formaldehyd führen. Bei Katalysatoren besteht darüber hinaus immer die Gefahr, dass sie in unerwünschter Weise mit Matrixbestandteilen wie organischen Bindemitteln reagieren.