Mitteldichte Faserplatten (MDF) haben vorteilhafte Eigenschaften für den Möbel- und Innenausbau. Bei Schwankungen der Temperatur und Luftfeuchte im Raum verziehen sie sich kaum. Dank ihrer homogenen Struktur lassen sie sich sehr einfach zu Möbelstücken verleimen und lackieren. Als Bindemittel setzt die Industrie meist petrochemische Harnstoff-Formaldehydharze ein.
Leim aus Casein (Milchprotein) wurde bereits im alten Ägypten als Klebstoff für den Möbel- und Bootsbau verwendet. Gemeinsam mit der Produktdesignerin Sofia Souidi wollen wir ein hochleistungsfähiges, formaldehydfreies Bindemittel auf Casein-Basis entwickeln. Zusammen mit Holzfasern soll daraus ein Material entstehen, das wie MDF verarbeitet werden kann. Es soll sich sowohl zu Platten als auch zu Formteilen pressen lassen. Unser Ziel ist, dass recycelte Holzfasern aus Altholz verwendet werden können. Außerdem erproben wir die Beimischung von andersfarbigen Forst- und Produktionsabfällen. Auf diese Weise lässt sich eine Vielzahl dekorativer Muster erstellen.
Projektphase 1
Die Forschungsarbeiten konzentrierten sich auf die Zusammensetzung und Optimierung des Materials im klein-industriellen Maßstab. Wir konnten sehr vielversprechende Ergebnisse in Bezug auf die Stabilität und Festigkeit erzielen. Das Material erfüllt bereits jetzt die geforderten Querzugfestigkeiten für MDF-Platten gemäß DIN EN 622-5 Typ MDF.
Projektphase 2
Eine wichtige Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit des Materials ist seine Feuchtebeständigkeit. Da Casein und Caseinate in ihrer Grundform wasserlöslich sind, suchen wir nach Lösungen, um sie wasserfest zu machen. Zunächst recherchieren wir überlieferte Rezepturen für wasserfeste Caseinleime und testen damit die Herstellung von Holzwerkstoffen. Außerdem werden wir die Caseine gezielt chemisch modifizieren.
Durch Material- und Emissionsprüfungen stellen wir die Einhaltung rechtlicher Vorgaben und Qualitätsstandards sicher. Außerdem wollen wir den Herstellungsprozess in den industriellen Maßstab überführen, damit es sich auf dem Markt durchsetzen kann. Die Entwicklung eines Recyclingkonzepts für die Verwertung des Superwood-Materials nach Ende der ersten Nutzungszeit ist ebenfalls Teil des Projekts.