Ein Kubikmeter Robinienholz speichert knapp 1300 Kilogramm CO2, wohingegen die Herstellung einer Tonne Stahl in Deutschland beim derzeitigen Energiemix etwa 1500 Kilogramm CO2 freisetzt. Das Einsparpotenzial an schädlichem Treibhausgas ist also enorm. Für eine Brücke bedeutet das zum Beispiel: Bei einer Brückenspannweite von ungefähr 25 Metern benötigt man für die Tragstruktur etwa 14 Tonnen Stahlträger, wodurch CO2-Emissionen in Höhe von 21 Tonnen anfallen. Eine vergleichbare Brücke mit Tragstruktur aus Brettschichtholz würde etwa 10 Tonnen Holz benötigen und 18 Tonnen Kohlenstoffdioxid langfristig binden.
Tragfähige Baukonstruktionen im Außen- und Feuchtbereich müssen hohe klimatische und mechanische Anforderungen erfüllen. Mit Fichtenholz ist dies nur sehr eingeschränkt möglich. Außerdem erfordert es einen hohen Material- und Biozideinsatz, um die nötige Stabilität sowie Widerstandsfähigkeit gegenüber Holzschädlingen zu erreichen. Für solch anspruchsvolle Holzbauwerke aber auch einfachere Holzbauprodukte im Außenbereich, beispielsweise Terrassendielen, wird daher oft auf Tropenholz zurückgegriffen. Oder es kommt Holz zum Einsatz, das aufwendig modifiziert wird, beispielsweise Thermokiefer oder mit Essigsäure acetyliertes Holz der Radiata-Kiefer, das aus Neuseeland importiert werden muss . Die Robinie kommt hingegen ohne jegliche Biozidbehandlung aus und hat von Natur aus hervorragende mechanische Eigenschaften.
Dank der hohen Festigkeit und Dauerhaftigkeit könnte Robinienholz auch für die Nachverdichtung in Städten genutzt werden. Es gibt vielerorts niedrige Gebäude, die man aufstocken könnte, beispielsweise Supermärkte. Allerdings sind diese Bauten oft nicht dafür ausgelegt, um zusätzlichen Etagen aus Stahl und Beton standhalten zu können. Mit Leichtbaukonstruktionen aus Robinienholz hingegen könnte es in vielen Fällen möglich sein.
Da die Robinie als Leguminose und trockenresistente Art auch auf sandigen bzw. nährstoffarmen Böden wächst, kommt sie mit den neuen klimatischen Bedingungen besser zurecht als die Fichte und andere europäische Nadel- und Laubbaumarten. Der verstärkte Anbau der Robinie als Bauholzlieferant dient somit nicht nur dem direkten Klimaschutz durch CO2-Bindung, sondern auch dem zukunftssicheren Waldumbau und der Rekultivierung von ehemaligen Braunkohletagebauten. Plus: Während eine Fichte bis zur Hiebsreife etwa 80 Jahre braucht, kann die Robinie schon nach 30 bis 40 Jahren für die Nutzholzgewinnung gefällt werden. Auch eine Verkürzung der Transportwege des Holzes versuchen wir mit unserem Projekt zu erreichen, denn die bisherigen Robinienbestände stammen meist aus Süd- und Osteuropa, insbesondere aus Ungarn.
Mit der Entwicklung eines zugelassenen Bauprodukts sorgen wir dafür, dass der klimaresistente »Zukunftsbaum« Robinie möglichst effizient genutzt werden kann (Kaskadennutzung). Das heißt: Das Holz wird zunächst für viele Jahre als hochwertiges Bauholz eingesetzt. Nach Abriss des Bauwerkes kann es, je nach Zustand, zu anderen Produkten weiterverarbeitet werden, etwa zu Terrassendielen. Erst am Ende einer langen, mehrfachen Nutzungskette folgt die thermische Verwertung (Energiegewinnung durch Verbrennung) oder die biologische Verwertung (Kompostierung).