Organoblech ist ein textilbasierter Verbundkunststoff, der sich ähnlich wie Metallblech unter Wärmeeinwirkung umformen lässt. Er besteht aus einem Fasergewebe, das in eine thermoplastische Kunststoffmatrix eingebettet ist. Als Fasermaterial kommen meist endliche Rohstoffe wie Glas, Aramid oder Carbon zum Einsatz. Am Fraunhofer WKI entwickeln wir seit einiger Zeit Organobleche auf Basis von Naturfasern wie Flachs oder Hanf sowie Recyclingfasern für verschiedene Anwendungsfälle. Zusätzlich zu den nachhaltigen textilen Halbzeugen nutzen wir für die Matrix vermehrt rezyklierte oder biobasierte Kunststoffe, etwa aus Zuckerrohr, Maisstärke oder Milchsäure.
Für die neuartige Sitzschale arbeiten wir mit dem Designer Jonathan Radetz daran, die Eigenschaften der beiden Komponenten des Organoblechs gezielt zu nutzen. Kunststoffmatrix und Gewebe dienen zusammen als tragende Struktur, geben also den nötigen Halt. Durch das Einbetten in die Matrix erhält das Gewebe gleichzeitig eine schützende Imprägnierung. Im selben Prozessschritt wird im Bereich der Sitzfläche die Imprägnierung ausgespart und das Gewebe wird hinterfüttert. So entsteht ein Organoblech mit partieller Polsterung. Dieses verarbeiten wir im nächsten Schritt mithilfe einer Form zu einer Sitzschale .
Eine besondere Herausforderung besteht bei der Verwendung von ausgemusterten und recycelten Textilien, da hier die genaue Zusammensetzung des Textils nur bedingt zu ermitteln ist. Dadurch lässt sich die Kompatibilität zwischen Faser und Matrix schwer vorhersagen und gezielt beeinflussen. Wir verfolgen im Projekt verschiedene Ansätze, um Alttextilien dennoch für die Herstellung von Möbeln aus Organoblech nutzbar zu machen.