Computertomographie

Standort: Braunschweig (Hauptcampus)

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Warum hat ein Bauteil versagt? Liegt die Ursache des Problems im Material oder im Herstellungsprozess? Wie lassen sich Bauteileigenschaften wie Maßhaltigkeit oder Festigkeit optimieren? Das finden wir für Sie heraus. Mittels Computertomographie untersuchen wir Werkstoffe und Bauteile zerstörungsfrei auf Qualitätsmerkmale und Schäden. Damit unterstützen wir Sie sehr effizient bei der Neu- und Weiterentwicklung von Materialien, Bauteilen und Produktionsverfahren sowie bei der Qualitätssicherung.

Die Computertomographie (CT) ermöglicht eine dreidimensionale Darstellung der inneren und äußeren Struktur von Objekten mit einer Detailerkennbarkeit bis hinab in den Mikrometerbereich. Da sich die Computertomographie weitgehend unabhängig vom Material einsetzen lässt, bietet sich ein nahezu unbegrenztes Anwendungsspektrum.

Beispiele für Werkstoffarten:

  • Holz und Holzwerkstoffe
  • Kunststoffe
  • Biokomposite wie Faserverbundkunststoffe oder Wood-Plastic Composites (WPC)
  • Metalle
  • Hybridwerkstoffe und -bauteile

Darüber hinaus ist die Computertomographie auch für geologische, biologische oder archäologische Proben geeignet.

Technische Daten

  • Modell: Procon X-Ray CTAlphaDuo
  • Zwei Röntgenröhren (240 kV-Mikrofokus und 225 kV-High-power)
  • Zwei Detektoren (4MP)

Max. Scanvolumen abhängig von Aufnahmemodus:

  • 500 mm Durchmesser, 250 mm Höhe
  • 250 mm Durchmesser, 400 mm Höhe
  • Minimale Voxelgröße: < 1 μm
  • In-situ-stage für 4-Punkt-Biegeversuche
  • Z-Schacht für weitere In-situ-Aufbauten (z. B. Fluide, Druck usw.)

In-situ-CT-Labor:

  • Lineare oder zyklische Belastung
  • Temperierung der Messkammer auf -20 bis +160 °C
  • In-situ-CT-Zugversuch für Proben ca. 30 mm x 20 mm
  • In-situ-CT-Druckversuch für Proben bis 39 mm Durchmesser, 15 mm Höhe
  • In-situ-CT-3-Punkt-Biegeversuch für Proben ca. 24 mm x 10 mm
  • In-situ-CT-4-Punkt-Biegeversuch für Proben ca. 24 mm x 10 mm
  • In-situ-CT-4-Punkt-Biegeversuch für Proben bis 150 mm x 25 mm in Anlehnung an DIN EN ISO 14125 

Geometrieerfassung

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Wandstärkenanalyse an einem Kunststoff-Spritzgussbauteil

Durch eine Computertomographie-Messung kann die Geometrie von Formteilen exakt erfasst werden. Dadurch können verschiedenste dimensionelle Messungen präzise durchgeführt werden, beispielsweise von:

  • Abständen
  • Durchmessern
  • Radien
  • Winkeln

Auch innenliegende Strukturen wie Hohlräume sind hierbei erfassbar. Weiterführend lassen sich die Wandstärken eines Bauteils automatisiert bestimmen, farblich kodieren und mit Soll-Wandstärken abgleichen. Der Soll/Ist-Vergleich ermöglicht den umfassenden Abgleich der CT-Volumendaten des Messobjekts mit einem Referenzobjekt. Hierbei kann es sich zum Beispiel um ein CAD-Modell oder auch eine Referenzmessung handeln. Auch kann in umgekehrter Richtung aus einer CT-Messung ein 3D-Modell exportiert werden, etwa für ein Reverse Engineering.

Defektanalytik

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Innere Struktur von Hybridorganoblechen vor und nach der Verfahrensoptimierung

Durch die Eigenschaft der Computertomographie, die innere Struktur des Werkstoffs darzustellen, können Defekte wie Risse, Lunker, Poren und Einschlüsse nachgewiesen und quantifiziert werden. Dies umfasst die Bestimmung von:

  • Defektvolumen
  • Positionen der Defekte in der Probe
  • Geometrischen Eigenschaften (Durchmesser, Volumen, Spherizität) der einzelnen Defekte

Analog lassen sich diese Auswertungsmöglichkeiten auch auf Einschlüsse wie Fremdpartikel oder Füllstoffe anwenden. Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist die Charakterisierung der Struktur von Schäumen.

Faseranalytik | Partikelanalytik

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Orientierungsanalyse eines langfaserverstärkten Kunststoffes

In Biokompositen und anderen Verbundwerkstoffen können mittels Computertomographie die einzelnen Verstärkungsfasern bzw. Füllpartikel aufgelöst werden. Dies eröffnet eine umfassende Charakterisierung der Werkstoffe.

Beispiele für die Untersuchung von Fasern und Partikeln:

  • Länge und Durchmesser, Verhältnis Länge/Durchmesser (aspect ratio)
  • Verteilung
  • Ausrichtung
  • Volumenanteil

Darüber hinaus lassen sich morphologische Besonderheiten erkennen. Beispiele:

  • Oberflächenstruktur von Fasern und Partikeln
  • Faserondulationen
  • Gefäßstruktur in Holzfasern und -partikeln

Grenzflächenanalytik

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Anbindungsqualität zwischen Aluminium und Organoblech in einem Hybridwerkstoff

Bei der Herstellung von Verbundwerkstoffen wie faserverstärkten Kunststoffen oder Textilbeton wird eine gute Imprägnierung der Verstärkungsfasern mit der Matrix angestrebt, um optimale Verbundeigenschaften zu erreichen. Mit der Computertomographie können wir die entscheidenden Bewertungsmerkmale liefern, um den Herstellungsprozess für eine optimale Faser-Matrix-Haftung zu adaptieren. 

Darüber hinaus kann die Computertomographie zur Untersuchung und Bewertung der Grenzflächenqualität bei hybriden Werkstoffverbünden eingesetzt werden, um eine formschlüssige Anbindung zu erreichen.

In-situ-Computertomographie

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In-situ-CT: Glasfaserverstärkter Kunststoff im 4-Punkt-Biegeversuch (oben rechts) und Zugversuch (unten rechts)
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In-situ-CT: Carbonfaserverstärkter Kunststoff im 4-Punkt-Biegeversuch in Anlehnung an DIN EN ISO 14125

Bei der In-situ-Untersuchung wird durch mehrere aufeinander folgende Aufnahmen das Verhalten des Objekts dynamisch verfolgt, während es einer äußeren Belastung ausgesetzt ist – beispielsweise eine mechanische, thermische oder korrosive Belastung.

Wir können Werkstoffproben einer Reihe von komplementären In-situ-Untersuchungen unterziehen. Dazu gehören Zug-, Druck- und Biegeversuche, die in einem Temperaturfenster zwischen -20 und +160 °C und entweder linear oder zyklisch durchgeführt werden können.

Im Gegensatz zu häufig praktizierten Zug- oder Druckversuchen liegt bei Biegeversuchen ein komplexer Belastungsfall unter simultaner Einwirkung von Zug- und Druckkräften vor, durch den weitreichendere Informationen über die Versagensmechanismen erfasst werden können.

Wir verfügen über die Möglichkeit, 4-Punkt-Biegeversuche in mehreren Skalen durchzuführen:

  • Kleine Proben (ca. 24 x 10 mm) in hoher Auflösung (< 10 µm)
  • Größere, praxisnahe Proben (bis 150 mm x 25 mm) in Anlehnung an DIN EN ISO 14125

Durch die vergleichende Untersuchung in mehreren Skalen können Einflüsse der begrenzten Probendimensionen für hochauflösende Scans sichtbar gemacht und damit in die Bewertung von Versagensvorgängen einbezogen werden. Durch den modularen Aufbau des In-situ-Biegeversuchs ist auch eine Adaption an Probengeometrien, die von DIN EN ISO 14125 abweichen, möglich.